Die Schachwelt wird derzeit von einem Skandal erschüttert, der die gesamte Integrität des Spiels in Frage stellt. Im Mittelpunkt stehen Großmeister Hans Niemann und Weltmeister Magnus Carlsen.
Die beiden Spieler sollten vor wenigen Tagen in der 6. Runde vom „Julius Bear Generation Cup“ gegeneinander antreten. Die Online-Partie war jedoch schneller beendet als gedacht. Nachdem der 19-jährige Niemann zwei Züge gemacht hatte, gab der fünfmalige Weltmeister das Match als verloren auf und schaltete seinen PC aus.
Der Hintergrund ist, dass Carlsen kurz zu vor gegen Niemann überraschend verlor. Der Weltmeister wirft dem Youngster indirekt Betrug vor.
Wissen sollte man, dass Magnus Carlsen als beste Schachspieler aller Zeit gilt. Er ist nicht nur fünfmaliger Weltmeister, sondern hatte vor der Partie gegen Niemann sage und schreibe 53 Mal in Folge sein Match siegreich zu Ende gebracht. Carlsen verliert nie, so die einfache These in der Schachszene.
Fraglich ist nun, ob der Weltmeister aufgrund seiner Niederlage nur die beleidigte Leberwurst spielt oder ob Hans Niemann wirklich betrogen hat. Eigentlich ist es nicht die Art von Magnus Carlsen, Spiele einfach herzuschenken. Als WM-Titelträger kann er sich dies eigentlich auch nicht leisten.
Nach der Niederlage gegen Niemann, der auch als Streamer auf Twitch aktiv ist, hat Carlsen eine eher kryptische Nachricht veröffentlicht, die den Cheat-Vorwurf weder erhärtet noch beweist.
„Leider kann ich nicht genau darüber sprechen, aber die Leute werden schon ihre eigenen Schlüsse ziehen können und das haben sie auch sicher. Ich muss sagen: Ich bin sehr beeindruckt vom Spiel Niemanns und ich denke, sein Mentor, Maxim Dlugy, muss eine tolle Arbeit machen“, so der Weltmeister, der darauf verweist, dass das Cheating beim Schach momentan ein ernsthaftes Problem sei.
Der Vorwurf basiert augenscheinlich tatsächlich eher auf der Vergangenheit von Hans Niemann. Der heute 19-jährige war als Kind und als Jugendlicher zwei Mal von der Plattform chess.com wegen Cheatens verbannt worden. Die damaligen Vorfälle hallen nach.
Hans Niemann selbst beteuert, dass er nicht gecheatet hat. Sein Sieg sei regulär erspielt werden. Magnus Carlsen scheint dies nicht zu glauben. Wie die Schach-Posse Niemann vs. Carlsen weitergeht, bleibt abzuwarten. Licht ins Dunkel kann eigentlich nur der Weltmeister bringen, sofern er stichhaltigere Beweise gegen seinen Gegner hat.
Hans Niemann wird’s im Moment recht wenig kümmern, im Gegenteil. Der eigenen Popularität sind die Schlagzeilen nicht abtrünnig. Der Großmeister ist auf Twitch mit seinem eigenen Streaming-Kanal vertreten. Die Zugriffszahlen sind logischerweise gestiegen.
Beim Cheaten holt sich ein Spieler Hilfe von außen, konkret von einem hochleistungsfähigen Schach-Computer. Stockfish hat zum Beispiel eine absurd hohe Spielstärke, gegen die kein menschliches Hirn ankommt. Schachprofis genügen pro Match ein oder zwei Verbindungen mit dem Computer, um sich einen wesentlichen Vorteil in der Partie zu verschaffen.
Wie Hans Niemann den Schachcomputer nun aber im Live-Match gegen Magnus Carlsen genutzt haben soll, ist minimal ein Rätsel. Eigentlich ist es unvorstellbar, dass der 19jährige einen Zugriff auf ein technisches Hilfsmittel hatte. Gerüchte, dass Niemann über ein Sexspielzeug in seinem Hintern Vibrationen empfangen habe, können nur als makabrer Gag angesehen werden.
Inzwischen hat sich Magnus Carlsen auf Twitter geäußert. In einem offenen Brief spricht er davon, sofort misstrauisch geworden zu sein, als Niemann für das Live-Turnier Sinquefield Cup gemeldet worden war, in dem dieser Carlsen dann auch schlug.
Carlsen erklärt nun, er habe während des Matches das Gefühl gehabt, dass Niemann auch in kritischen Positionen nie angespannt oder auch nur voll konzentriert gewirkt hätte. Außerdem sei Niemanns Entwicklung in der jüngeren Vergangenheit „ungewöhnlich“ gewesen.
„Ich glaube“, so Carlsen, „dass Niemann häufiger gemogelt hat, als er zugibt – auch in der jüngeren Vergangenheit“. Die Schachwelt ist gespalten.
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