Heute blicken wir auf Marian Felsenstein und die spektakulärste Spielbankenaffäre Deutschlands zurück.
Wir schreiben den November 1987. Konkret wurde Freitag, der 13. November für Marian Felsenstein der schwärzeste Tag seines Lebens: Dem Spielbanken-König Deutschlands wurden von der niedersächsischen Glücksspielaufsicht die Lizenzen für die Casinos in Bad Pyrmont und Hannover entzogen.
Um es in der Roulette-Sprache zu sagen – nichts ging mehr. Im Anschluss nahm die Affäre aber erst richtig an Fahrt auf. Knapp ein Jahr später musste sogar Niedersachsens Innenminister Wilfried Hasselmann seinen Hut nehmen, der die Casinos kurz vorher noch als „Lizenz zum Gelddrucken“ bezeichnet hatte.
Anfang 1988 nahm in Hannover ein Untersuchungsausschuss der Landesregierung seine Arbeit auf, der Step-by-Step immer neue Details zur Spielbanken-Affäre zutage brachte.
Es stellt sich heraus, dass Marian Felsenstein selbst sein bester Kunde in den Casinos war. Der Chef verspielte selbst Millionen-Beträge am Roulette-Tisch.
Bereits 1985 war in Hannover bekannt, dass Felsenstein den eigenen Häusern 1,1 Millionen D-Mark schuldete. Die Landesregierung erteilte dem Manager daraufhin Spielverbot in den eigenen Casinos.
Felsenstein blieb aber Chef des Hauses. Die Einnahmen aus den Spielbanken in Bad Pyrmont und Hannover nutzte er einfach dazu, um in anderen Bundesländern weiterzuspielen sowie sein defizitäres Warenhaus „Nylon-Vitrine“ aufrechtzuerhalten.
Marian Felsenstein hatte als erster Geschäftsmann 1974 seine Spielbanken-Konzession erhalten. Bei der Legalisierung des Glücksspiels war Niedersachsen damals der Vorreiter.
Mit Felsenstein hatte die Landesregierung aber einen denkbar schlechten Partner gewählt. Bereits kurz nach der Lizenzerteilung begann Felsenstein mit dubiosen Geschäften. Er verkaufte Anleihen und Unterbeteiligungen an seinem Unternehmen.
Die Glücksspielbehörde schritt nie ein. Im Untersuchungsausschuss gaben mehrere Zeugen zu, dass Felsenstein die Beamten – aus allen Parteien – immer wieder bestochen hatte. Es kam sogar heraus, dass die Ministerpräsidenten-Wahl von Ernst Albrecht gekauft wurde.
Der Name Felsenstein und „Spielbankenaffäre“ waren damit untrennbar miteinander verbunden.
Geschenke wie Eigentumswohnungen für die Geliebten der Politiker waren im Vergleich dazu das kleinste Übel, welches der Untersuchungsausschuss ans Tageslicht beförderte.
Viele der belastenden Details wurden vom gebürtigen Ungar Laszlo Maria van Rath offengelegt. Der Geschäftsmann wusste weitere ungeheuerliche Dinge zu berichten.
Zwischen der niedersächsischen CDU und Felsenstein habe es einen Deal gegeben, mit dem die Partie indirekt an den Casino-Einnahmen beteiligt sein sollte. Laszlo Maria van Rath war dazu auserkoren worden, als Strohmann zwischen der Partei-Zentrale und den Spielbanken zu fungieren.
Sowohl Ministerpräsident Ernst Albrecht sowie Innenminister Wilfried Hasselmann haben von den undurchsichtigen Geschäften gewusst. Hasselmann musste, wie eingangs erwähnt, zurücktreten.
Albrecht hatte damals ein Misstrauensvotum überstanden, wurde 1990 aber abgewählt.
Wer an dieser Stelle einen Vergleich zwischen den Geschäften von Ernst Albrecht und seiner Tochter Ursula van der Leyen ziehen will, kann es tun. Wir lassen Vater-Tochter Übereinstimmungen einfach unkommentiert.
Marian Felsenstein sollte eigentlich wegen Veruntreuung von Spielbanken-Gelder vor Gericht gestellt werden. Zum Prozess kam es aber nicht mehr. Der ehemalige Glücksspiel-König Deutschlands verstarb 1989 an einem Herzinfarkt. Marian Felsenstein musste sich für die Spielbankenaffäre nicht mehr verantworten.
War das das Ende von Marian Felsenstein und der spektakulärsten Spielbankenaffäre Deutschlands? Mitnichten.
Für die Medien war der Fall Felsenstein über Jahre hinaus nicht abgeschlossen. Es tauchten immer wieder neue Geschichten von den Verstrickungen von Politik, kriminellen Vereinigungen und dem Glücksspiel-Mogul auf. Der Wahrheitsgehalt konnte aber nie mehr wirklich überprüft werden.
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