Das Glücksspiel in Deutschland soll in „geregelten“ Bahnen laufen, stationär in den Spielotheken und in den Spielbanken. Die Praxis zeigt aber, dass dies nicht immer der Fall ist, im Gegenteil. Das illegale Glücksspiel hierzulande blüht weiter.
Die Polizei hat alle Hände voll zu tun. Erst vor wenigen Tagen haben die Behörden wieder in zwei Bundesländern zugeschlagen, mit Erfolg. Wir haben die Informationen.
Die Polizei von Nordrhein-Westfalen hatte es auf ein unscheinbares Mehrfamilienhaus im Gründerzeitviertel von Mönchengladbadbach abgesehen. Die Bewohner der ruhigen Schillerstraße hatten bereits seit einigen Wochen bemerkt, dass sich in ihrer Nachbarschaft „undurchsichtiges“ tut.
Vor dem Mehrfamilienhaus waren immer wieder größere Gruppen von Menschen zu sehen. Eine Anwohnerin hat der „Rheinischen Post“ bestätigt, dass es längst ein offenes Geheimnis war, dass hier illegale Geschäfte abgewickelt werden. Worum es genau geht, hat aber niemand gewusst.
Für Drogen-Geschäfte schienen die Fremden in der Schillerstraße zu seriös zu sein. Direkte „freundliche“ Ansprachen der Anwohner haben aber ebenfalls zu keinem Ergebnis geführt.
Die Polizei hatte sich nach dem Eingang der Informationen das Treiben eine Zeitlang inkognito angesehen und nun zugeschlagen. Bei einer Wohnungsdurchsuchung wurde mehrere Spielautomaten und ein automatischer Roulette-Tisch gefunden. Alle Gegenstände wurden konfisziert.
Zum Zeitpunkt der Durchsuchung seien sieben Personen anwesend gewesen. Es wurden die Personalien aufgenommen. Verhaftungen hat es nicht gegeben. Alle Anwesenden müssen nun mit Strafverfahren rechnen, wobei es für den Wohnungsbesitzer am härtesten kommen wird.
Auch in Baden-Württemberg haben die Behörden „fette Glücksspielbeute“ gemacht, am letzten Juni Wochenende. In der Nacht vom Samstag zum Sonntag hat die Polizei in einer Gaststätte in Bad Cannstatt (Stuttgarter Stadtteil) zu geschlagen. Die Einsatztruppe hat um 1.30 Uhr zugeschlagen.
In der Gaststätte wurden um Zeitpunkt der Razzia 20 Personen beim illegalen Spiel angetroffen. Es wurden Karten, Jetons, anderes Glücksspielzubehör und reichlich Bargeld sichergestellt. Laut den Ermittlungsbehörden wurden alle Gegenstände einbehalten.
Nach der vorläufigen Festnahme der anwesenden Spieler wurden diese später wieder auf freien Fuß gesetzt. Wer nun mit welcher Anklage konkret rechnen muss, ist noch nicht klar. Hierzu sollten die Ergebnisse der Razzia ausgewertet werden.
Die Gaststätte in Bad Cannstatt steht schon länger im Verdacht, dass in den Hinterzimmern illegales Glücksspiel angeboten wird. Die Behörden beobachten das Haus bereits seit mehreren Wochen. Sie haben Beweise gesammelt. Die Anhaltspunkte haben nun ausgereicht, dass das Amtsgericht Stuttgart auf Antrag der Staatsanwaltschaft einen Durchsuchungs-Beschluss erlassen hat.
Die Ermittlungen im Bereich des illegalen Glücksspiels haben gezeigt, dass die Motive der Anbieter meist gleich sind. Mit dem Spielangebot soll Geld verdient werden. Richtig ist aber auch, dass die Polizei sehr oft weitere Straftaten parallel aufdeckt. Nicht selten werden im Umfeld der illegalen Casinos auch Drogen und Waffen gefunden.
Des Weiteren geht es in den Ermittlungen um Geldwäsche, Steuerhinterziehung und um die Bildung von kriminellen Vereinigungen. Die Tatbestände sind für die späteren Strafzumessungen entscheidend.
So gut wie die deutschen Glücksspielgesetze mit einem Blick auf den Spielerschutz sind. Sie haben Risiko-Potential, welches von Fachleuten immer wieder erwähnt wird. Je strenger die Bestimmungen im regulierten Markt sind, umso mehr Spieler wanden in den illegalen Sektor ab. Es wird also auch in Zukunft noch die eine oder andere Razzia gegen Hinterzimmer-Casinos geben.
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