Kontroverse Meinungen beim Bundeskongress Glücksspielwesen 2023

Der Bundeskongress Glücksspielwesen 2023 hat Anfang Oktober zum bereits achten Mal in Berlin getagt.

Über zwei Tage hinweg haben sich Experten aus der deutschen Glücksspielbranche, Wissenschaftlicher und sogar der Bundesbeauftragte für Sucht- und Drogenfragen, Burkard Blienert intensiv ausgetauscht.

Die Besonderheit beim Bundeskongress Glücksspielwesen ist, dass auch unliebsame Meinungen gehört werden. Die Kontroverse wird bewusst gesucht, um die tatsächlichen Probleme am Markt abzubilden.

Für den Senior Consultant vom Behörden Spiegel Robert Hess ist es wichtig, dass alle Seiten miteinander sprechen, um schlussendlich irgendwann zu Lösung zu kommen.

Nach dem achten Kongress sind weiterhin viele Baustellen offen. Es habe sich in den zwei Tagen von Berlin gezeigt, dass immer wieder neue Themenfelder hinzukommen, die das hiesige Glücksspiel tangieren.

Dauerbrenner: Illegales Spiel

Burkard Blienert hat in seiner Rede vor den Kongress-Teilnehmern einmal mehr einen Dauerbrenner aufgegriffen, das illegale Spiel. Wer glaubt, dass Deutschland das illegale Glücksspiel im Griff hat, irrt sich gewaltig.

Nach wie vor sei dies ein Thema. Blienert wollte sich nicht auf genaue Zahlen einlassen, die in seiner Behörde teilweise unterschiedlich bewertet und gesehen werden. Fakt sei aber, das rund ein Drittel der Spielumsätze in Deutschland im illegalen Bereich zu finden sind.

Vornehmlich handelt es dabei um sogenannte Café-Casinos, die keine Genehmigung haben. Deutschland habe, so Blienert aktuell noch ein akutes Kontroll- und Vollzugsdefizit.

Georg Stecker, Vorstandssprecher der Deutschen Automatenwirtschaft (DAW), pflichtete dem obersten Sucht-Experten Deutschlands bei.

Der Vollzug stehe unter Druck und müsse gestärkt werden. Illegale Glücksspielanbieter seien mehr als nur eine Konkurrenz. Der Jugend- und der Spielerschutz seien ein Desaster, so Stecker.

Online Gaming: 50% bei illegalen Anbietern

Simon Priglinger-Simader
Simon Priglinger-Simader; LinkedIn.

Noch krasser seien die Verhältnisse im Online Gaming. Laut Simon Priglinger-Simader, Vizepräsident des Deutschen Online Casino Verbands (DOCV), spielen die Deutschen momentan zu ca. 50 Prozent in illegalen Online Spielotheken ohne deutsche Genehmigung.

Es sei ein Fakt, dass die „Illegalen“ den Spielern deutlich attraktivere Angebote machen können. Die hiesige Glücksspielregulierung muss, so Priglinger-Simader, an den richtigen Stellen nachbessern.

Eine große Bedeutung beim Kampf gegen illegale Online-Angebote hat die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL).

Deren Abteilungsleiterin für die Bekämpfung von illegalem Glücksspiel bei der GGL, Nadja Wierzejewski, sieht die Behörde sehr gut aufgestellt. Man erziele große Erfolge mit Untersagungsverfügungen und Payment-Blockings.

Lob von Fachleuten für den Bundeskongress Glücksspielwesen 2023

Obwohl die Meldungen und Nachrichten in den zurückliegenden Monaten immer wieder Probleme bei der GGL thematisiert haben, bekommt die Behörde von den Branchen-Experten insgesamt eine gute Note.

Mathias Dahms, Präsident des Deutschen Sportwetten Verbands (DSWV), betonte, dass es in einigen Bereichen noch knackt und knirscht. Richtig sei aber, dass die GGL die Behörde sei, die man sich lange Jahre als kompetente Aufsichtsstelle gewünscht habe.

Kontroverse bei der Glücksspiel-Werbung

Am kontroversesten wurde beim Bundeskongress das Thema Glücksspiel-Werbung diskutiert. Es hat sich gezeigt, dass die Sucht-Experten und die Mitglieder aus der Branche hier noch meilenweit auseinanderliegen.

Die Ansichten sind weiterhin konträr. Mathias Dahms erklärte zum Beispiel, dass die Werbung für die legalen Anbieter enorm wichtig sei, um das Super-Ziel der Kanalisierung des Glücksspiels zu erreichen.

Wer nicht auf sich aufmerksam machen kann, habe keine Chance sich am Markt zu etablieren. Burkard Blienert hielt dem entgegen, dass die Werbung die Abhängigkeit von morgen schafft und nicht zur Kanalisierung führt.

In der Wissenschaft herrschen ebenfalls unterschiedliche Einschätzungen. Während die Forscher der Uni Bremen für ein Werbeverbot sind, sind die Wissenschaftlicher der Uni Gießen zum Ergebnis gekommen, dass die Werbung bei der Glückspiel-Suchtbekämpfung überschätzt wird.

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