Warum sind „Online Casinos“ in Deutschland keine „Casinos“ mehr

Wer sich ein wenig mit der deutschen Online Glücksspiellandschaft beschäftigt, wird festgestellt haben, dass bei den hiesigen Spielanbietern ein Wort komplett aus dem Sprachschatz verschwunden ist – das „Online Casino“.

Tatsächlich ist es laut neuem Glücksspielvertrag für die hierzulande lizenzierten die Online Spielotheken verboten, das Wort zu nutzen.

Wir wollen folgend kurz auf den Grund dieser besonderen Regel eingehen und schauen gleichzeitig auf die Auswirkungen in den Praxis.

Es gibt nur noch virtuelle Automatenspiele

Die Lizenzen der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL) werden nicht für „Online Casinos“, sondern für virtuelle Automatenspiele ausgestellt. Der Gesetzgeber verfolgt damit eine Abgrenzung zwischen den Slotmaschinen und den „eigentlichen“ Casino-Spielen.

Es wird in Deutschland davon ausgegangen, dass die „Bankhalterspiele“ – also die Casino Spiele – deutlich gefährlicher für die Spieler sind. Es handelt sich hierbei um Games, die eigentlich nur aus den stationären Spielbanken bekannt sind, also beispielsweise Roulette, Blackjack, Poker, Baccarat und andere Tischspiele.

Die virtuellen Automatenspiele sind klassische Spielautomaten, die bevorzugt auf Walzen gedreht werden. Die Manipulationsgefahr sei, so der deutsche Gesetzgeber hier deutlich niedriger.

Unterschiedliche Genehmigungsarten

Wer in Deutschland virtuelle Automatenspiele anbieten will, benötigt eine Erlaubnis nach §22a Absatz 2 GlüStV. Casino-Spiele erfordern aufgrund ihrer besonderen Gefährlichkeit indes eine Genehmigung nach §22c. Bisher wurde in Deutschland aber noch keine derartige Lizenz erteilt.

Regelung geht an der Realität vorbei

Die Intention der Gesetzgeber hat einmal mehr nichts mit der Realität der Menschen, in unserem Fall der Spieler, zu tun. Es ist unmöglich, den Begriff „Casino“ oder „Online Casino“ aus dem Sprachgebrauch zu verbannen.

Wer online sein Glück herausfordern will, sucht noch immer nach „Online Casinos“ und nicht „virtuellen Automatenspielen“. Wir sehen das neue Wortspiel als Kunstbegriff, der sich vermutlich in Praxis nie oder erst nach vielen, vielen Jahren durchsetzt.

Belegt wird die These auch Recht klar von den Suchanfragen im Internet. Laut einer Studie von Ubersuggest wird der Begriff „Online Casino“ in Deutschland rund 90.000 Mal im Monat gesucht. Für das Juristen-Deutsch – also für „virtuelle Automatenspiele“ – gibt’s überhaupt keine Daten zu entsprechenden Suchanfragen.

Selbst das Wort „Automatenspiele“ allein kommt nur auf 2.000 Suchanfragen im Monat. Die Überzahl der User sucht an dieser Stelle aber nicht explizit nach Online-Angeboten.

Riesiger Nachteil beim Marketing

Genau aufgrund dieser Zahlen entsteht für die deutschen Online Spielanbieter in der Praxis ein riesiger Nachteil: Sie verlieren extrem an Reichweite.

Gibt ein spielfreudiger User den Begriff „Online Casino“ ein, wird er auf Plattformen weitergeleitet, die in Malta, Isle of Man, Alderney, Gibraltar oder Curacao lizenziert sind. Indirekt hat der deutsche Glücksspielstaatsvertrag damit genau diesen Anbietern (die man eigentlich bekämpfen wollte) zu einen Marktvorteil verholfen. Die hiesigen neuen legalen Portale werden benachteiligt.

Eigentlich wollten die Behörden mit ihrem Gesetz einen „Kanalisierungseffekt“ für die legalen deutschen Glücksspielangebote erreichen. Das Wortverbot für „Online Casinos“ erreicht genau das Gegenteil.

Dem angestrebten erhöhten Spielerschutz wird ebenfalls keine Rechnung getragen. Die User melden sich vermehrt bei Online Anbietern aus dem Ausland an. Niemand unter den Spielern kann die Begriffe Online Casino und virtuelle Automatenspiele auseinander halten. Die 90.000:0 Suchaktivität ist der klare Beleg

Anbieter versuchen es auf Umwegen

Die Unternehmen hinter den hiesigen Gaming-Plattformen versuchen sich aktuell auf einem Umweg über Wasser zu halten. Mit virtuellen Automatenspielen wirbt kein Portal.

Es wird versucht, mit „Online Slots“ und „Online Spielothek“ die nötige Reichweite zu erzielen, und das ist kein einfaches Unterfangen.